View to the top of high office buildings into a grey sky.

Wie Innovationseinheiten in Krisenzeiten glänzen können

Unternehmenseigene Innovationseinheiten wie Innovations- und Digital-Labore, Inkubatoren, Accelerators, und andere Archetypen mit Schwerpunkt Unternehmensgründung werden heutzutage immer häufiger von Konzernen und teilweise auch von KMUs eingesetzt. Im Rahmen von Inhouse-Venture-Development oder Start-up-Engagement werden neue Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle geplant und umgesetzt. Je nach Zielsetzung der Einheiten können diese auch auf einen Kulturwandel (Mentalität & Arbeitsmethoden) des Kernunternehmens ausgerichtet sein. Letzteres ist jedoch selten das primäre Ziel, sondern wird häufig höchstens als Nebenprodukt betrachtet.

Die Initiativen sind oft als eigenständige Einheiten konzipiert, die nicht-inkrementelle Innovationen hervorbringen sollen, um das Portfolio des Unternehmens zu erweitern und zu diversifizieren, indem sie die strukturellen Hemmungen des Mutterunternehmens überwinden – Hemmungen, die die Mitarbeiter des Unternehmens davon abhalten, disruptive Innovationen zu entwickeln und möglicherweise das Geschäft des Unternehmens zu „kannibalisieren.“ Diese strukturelle Trennung verschafft den Innovations-Units des Unternehmens genügend Freiraum, um sich auf Innovationen zu konzentrieren, doch diese Freiheit wird oft mit dem Preis der Relevanz und Anerkennung erkauft, da die Einheiten für ihren „Spielplatzstatus“ belächelt werden. Aus diesem Grund haben wir eine Studie zur Leistungsmessung der Einheiten durchgeführt, um den Output der Initiativen zu untersuchen. Dazu haben wir acht ausführliche Interviews mit einigen der weltweit besten Innovationslabore geführt. Da unsere Studie zeigte, dass keiner der Befragten transformative Ziele in Bezug auf das Kernunternehmen als Hauptziel verfolgte, lag der Schwerpunkt auf der Entwicklung von Unternehmen. Hierfür wurde ein Messrahmen festgelegt.

Zusätzliche Infragestellung eines bereits angeschlagenen Rufs

Die Innovationsabteilungen der Unternehmen standen bereits unter Druck, bevor eine Pandemie die globale Wirtschaft, auf Branchen und Initiativen traf. Obwohl das Thema Innovation nach wie vor ganz oben auf der Agenda der Führungskräfte steht, sind nur 6% mit den Ergebnissen zufrieden, die die verantwortlichen Manager und ihre Teams erzielen. Nahezu alle Prototypen der Unternehmensinnovation werden für ihren mangelnden Beitrag zum Gewinn des Mutterunternehmens kritisiert und daher als Managementspielzeug positioniert, welches die Fassade der digitalen Transformation aufrechterhält. Die Gründe dafür können vielschichtig sein, doch ob wirkungsvolle Ergebnisse nicht ausreichend sichtbar gemacht oder einfach nicht erreicht werden, spielt auf den ersten Blick keine Rolle.

Die Hauptgründe für eine unzureichende Leistungsbewertung liegen entweder in nicht vorhandenen Messsystemen oder im Vergleich mit etablierten Unternehmen. Ersteres ist zwar unentschuldbar, aber weiter verbreitet, als angenommen: Unsere Studie zeigt, dass 75 % der befragten Unternehmen zum Zeitpunkt der Befragung (April 2020) über kein System zur Leistungsmessung verfügten. Auch wenn die Messung der Innovationsleistung bekanntermaßen recht schwierig ist, kann es keine Lösung sein, einfach darauf zu verzichten. Letzteres ist fragwürdig, da die Anwendung derselben Messgrößen auf nicht-innovative Projekte die Projektauswahl in einem unsicheren Umfeld erschwert und vielversprechende Vorhaben möglicherweise erstickt. Aus unserer Studie geht hervor, dass dies insbesondere dann möglich ist, wenn finanzielle Kennzahlen zu früh im Prozess angewendet werden.

Messen, was zählt

Ob Ihre Innovationsabteilung die gewünschten Ergebnisse liefert, lässt sich nur beurteilen, wenn ein angemessenes Messsystem vorhanden ist. Dies fördert die Rechenschaftspflicht der verantwortlichen Manager für wesentliche Stufen und Phasen Ihrer Innovationsprozesse. Darüber hinaus kann die Vergleichbarkeit mit anderen Geschäftsbereichen hergestellt werden, um weitere Investitionen zu rechtfertigen. Und das Wichtigste: Ein Rahmen für die Messung der Innovationsleistung verpflichtet die Führungskraft, klare Ziele für die Einheit zu definieren, was nach Ansicht der Befragten der Hauptgrund für fehlende bzw. unzureichende Leistungsbewertung ist.

Der Rahmen für die Leistungsmessung bildet zusammen mit den Prämissen, die wir aus unserer Analyse abgeleitet haben, die Grundlage für ein solches Bewertungssystem. Die Berücksichtigung der verschiedenen Ebenen, die der gesamten Einheit und den produzierten Innovationen (Ventures) gewidmet sind, ermöglicht es dem Management, den Output auf verschiedenen Ebenen zu beurteilen. Natürlich hängt der Erfolg der Innovationseinheit nicht nur von der geeigneten Anwendung und Anpassung dieses Rahmens ab, sondern auch von Faktoren wie z. B. der Zustimmung des Top-Managements, der Nutzung der Kernkompetenzen der Muttergesellschaft (unfairer Vorteil) usw. Er legt jedoch den Grundstein für die Sichtbarmachung des Erfolgs und den Abbau von Vorurteilen gegenüber Innovationseinheiten sowohl intern, als auch extern.

Nutzung der Vorteile der Innovationseinheiten für das Krisenmanagement und die Schaffung von Chancen

In Krisenzeiten konzentriert sich die Unternehmensführung darauf, die Kosten auf ein Minimum zu reduzieren, um Ressourcen für Funktionen und Positionen zu sammeln, die für das kurzfristige Überleben des Unternehmens relevant sind. Da der Output von Innovationen per se auf zukünftige Einnahmen und Kostensenkungen ausgerichtet ist, führt dies fast automatisch zu einer Reduktion der Innovationsausgaben. Da die Produktion und vor allem die Skalierung disruptiver Innovationen oft (erhebliche) finanzielle Investitionen erfordert, erschwert die Situation die Stellung der Innovationseinheiten der Unternehmen zusätzlich.

Obwohl COVID-19 fast automatisch bedeutet, dass die großen Wetten zurückgefahren werden, bietet die Pandemie den Abteilungen aufgrund ihrer Strukturen und Arbeitsmethoden eine Chance. Durch die Arbeit mit Start-ups und Produkten oder Geschäftsmodellen in der Frühphase sind die Mitarbeiter mehr als daran gewöhnt, unter Bedingungen hoher Unsicherheit zu arbeiten. Die schnelle Lieferung von zählbaren Ergebnissen (z.B. durch Prototypen) für vielversprechende Ideen sollte den Einheiten daher in die Hände spielen. Diese methodischen Kompetenzen ermöglichen es den Innovationseinheiten Brücken zu anderen Geschäftsbereichen zu bauen und die Skepsis innerhalb des eigenen Unternehmens gegenüber der Wirkung der Innovationseinheiten zu verringern.

Da Unternehmen, die auch in Krisensituationen auf Innovation setzen, nach der Krise deutlich besser abschneiden als ihre Konkurrenten, ist das Thema möglicherweise wichtiger denn je. Wenn jedoch kein Messsystem vorhanden ist, ist es schwierig, die Ergebnisse den entsprechenden Parteien und Bedingungen zuzuordnen. Obwohl die meisten Innovationsinitiativen von Unternehmen noch recht jung sind, muss ihr Beitrag zur Unternehmensleistung von Anfang an sichtbar gemacht werden. Die in dieser Studie vorgestellten Ergebnisse bieten einen Rahmen und ein Verfahren, um Investitionen und Maßnahmen auf allen relevanten Ebenen zu verfolgen. Da Krisen immer gesellschaftliche Übergänge und Veränderungen (Disruption) sowie die Akzeptanz nonkonformistischer Ideen beschleunigen, ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, um ihr Talent unter Wettbewerbsbedingungen zu präsentieren.

Wenn Sie an weiteren Einzelheiten zur Messung der Innovationsleistung von Unternehmen interessiert sind, können Sie unsere Studie herunterladen und/oder sich direkt mit uns in Verbindung setzen.

LATEST INSIGHTS