Over-the-Air-Updates werden Autowerkstätten auslöschen – aber nicht lange…

Tesla macht es schon seit Jahren und beeindruckt seine Klienten immer wieder: Over-the-Air (OTA) Updates für die Fahrzeugsoftware. Mit der aktualisierten und verbesserten Software erhalten die Autos zusätzliche Funktionen. Dazu zählen ein verbessertes Batteriemanagement, eine höhere Effizienz, oder sogar eine fortschrittliche Fahrdynamikregelung für ein besseres Fahrverhalten. All das quasi über Nacht und ohne ein Autohaus von innen sehen zu müssen.

Aufgrund der zunehmenden Konnektivität moderner Autos wird OTA in nicht allzu vielen Jahren zum Standard für die meisten Autos werden. Die Vorteile liegen auf der Hand. Heute werden die meisten Fahrzeug-Software-Updates noch immer installiert, wenn das Auto für einen regulären Service- oder Wartungsstopp beim Händler ist. Dies wird jedoch nicht mehr ausreichen, wenn die digitalen Funktionen ein bestimmtes Niveau erreichen. Stellen Sie sich vor, Sie müssten bei jedem Software- oder Appupdate in den Apple Store gehen. Die digitalen Funktionen unserer Autos werden bald jene unserer Telefone übertreffen. Fortgeschrittene Infotainment-Funktionen, Car-to-X-Kommunikation und vor allem die automatisierten und autonomen Fahrfunktionen werden es erforderlich machen, dass die gesamte Hardware regelmäßig mit modernster Software versorgt werden muss.

Es dreht sich alles um das Vertrauen

Solche Aktualisierungen sind zwar praktisch, aber Ihr iPhone fährt nicht im Autopilot mit hundert Meilen pro Stunde über die Autobahn. Und genau hier sollte unterscheiden werden. OTA-Updates für Infotainment- und Komfortfunktionen sind eine tolle Sache. Günstig für die Hersteller und mühelos für die Kunden. Wenn es um autonomes Fahren geht, ist die Sicherheit allerdings der wichtigste Aspekt und muss an erster Stelle stehen. Wie können Hersteller überhaupt garantieren und sicherstellen, dass alle Updates korrekt ausgeführt wurden? Und viel wichtiger noch, wie kann dies dokumentiert und in einem möglichen Gerichtsverfahren bewiesen werden? Diese Unwägbarkeiten könnten in der Tat zu einem Wiederaufleben der Service- und Reparaturwerkstätten führen. Während oft geglaubt wird, dass den Werkstätten, aufgrund des geringen Wartungsaufwands für Elektroautos, das Ende naht, könnten die neuen Technologien stattdessen zu einer höheren Nachfrage von Fachkräften führen.

Der Beginn der neuen Autowerkstatt

Das Update-Verfahren der Zukunft könnte wie folgt aussehen: Die Autohersteller schulen Spezialisten in den Werkstätten, die von den Behörden zertifiziert und regelmäßig überprüft werden. Der Kunde erhält vom Fahrzeug die Information über ein verfügbares Update. Dabei wird zwischen einem verpflichtenden (sicherheitsrelevanten) Update, einem Bugfix und einem freiwilligen Update unterschieden. Letztetes kann für Verbesserungen oder zusätzliche Funktionalitäten und kostenpflichtig oder kostenlos sein kann. In der Werkstatt findet der geschulte Fachmann das richtige Update, prüft und installiert es und dokumentiert den Vorgang.

Diese Vorgehensweise erfordert natürlich eine Reihe von Vorbereitungen. Schulungen sowie Werkzeuge und Prozesse müssen richtig konzipiert und etabliert werden. Bestenfalls in einer gemeinsamen Anstrengung der gesamten Automobilindustrie und nach einem definierten Rahmen, damit die Behörden sie zertifizieren können. Branchenexperten könnten sich an den Automotive SPICE-Standard erinnert fühlen. Es handelt sich um einen Rahmen, entwickelt von internationalen Herstellern, um ein gemeinsames Bewertungsschema für den Entwicklungsprozess zu schaffen.

Ein weiterer interessanter Aspekt nach der Installation von Updates ist das Testen der neuen Software. Aktualisierungen von Funktionen, die das „Gehirn“ eines autonomen Fahrzeugs verändern, können dessen Reaktion in verschiedenen Situationen beinträchtigen. Auch wenn die Hersteller weiterhin immer besser funktionierende Softwares entwickeln, werden sie mit zunehmender Anzahl an Updates nicht mehr in der Lage sein, gleichviele Tests durchzuführen wie heute. Dies könnte zu verschiedenen Szenarien führen. Einerseits könnte die Software an Key-User und Beta-Tester verteilt werden, die sich bereit erklären, diese zu testen und dafür eine Belohnung erhalten. Weiters ist denkbar, dass die Software auf den ersten hundert Kilometern automatisch in einer Art Sicherheitsmodus arbeitet. In diesem Modus überwecht sich das System selbst und gibt erst die vollen Funktionen frei, wenn keine Probleme auftreten.

Vorwärtskommen

Es gibt noch viele unbeantwortete Fragen, die Automobilhersteller und politische Entscheidungsträger bald klären müssen, damit autonome Fahrzeuge innerhalb des nächsten Jahrzehnts auf die Straße kommen können. Fragen, die für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer entscheidend sind, aber auch Fragen, die zu neuen Geschäftsmodellen und Einnahmequellen führen könnten.

Mit unserer Erfahrung in der Automobilbranche, unserem Wissen über die Umsetzung normativer Rahmenbedingungen und unseren Verbindungen zu Technologie-Start-ups ist accilium bereit, bei der Suche nach Antworten auf diese Fragen zu helfen!