MaaS-Konferenz 2019: Es ist vollbracht!

Zwei spannende Tage der MaaS-Konferenz in Wien sind vorbei. Zwei Tage voller prägender und informativer Inhalte, zwei Tage voller entspanntem und engagiertem Networking. Gemeinsam mit unseren beiden Partnern Business Circle und NewMoto und Gastgeber Christian Clerici haben wir ein Paket geschnürt, das Bestand haben wird. Zumindest bis zur nächsten Version der MaaS Conference im Jahr 2020.

„Wir sind wirklich glücklich, einen Dialog zwischen dem Automobil-, dem Energie- und dem öffentlichen Sektor begonnen zu haben, einen Dialog auf gleicher Augenhöhe, der notwendig ist, um alle Herausforderungen anzugehen und alle Chancen zu nutzen, die mit dem Aufbau des Mobilitäts-Ökosystems der Zukunft einhergehen“, sagt Alexander Hotowy (Managing Partner, accilium)

Die Storyline der MaaS-Konferenz Wien 2019

Da Mobility as a Service ein so komplexes Thema ist, ist es notwendig, eine fesselnde und tiefgreifende Geschichte zu entwickeln. Deshalb haben wir vier Sektionen kuratiert, die einem einfachen Mantra folgen: „Erleben Sie zwei Tage mit aufschlussreichen Diskussionen, wertvollem und faktenbasiertem Dialog mit Gleichgesinnten, denen die Zukunft der Mobilität am Herzen liegt.“  

In der ersten Sektion stand die Stadt im Mittelpunkt – denn die Infrastruktur ist die Basis für alle Mobilitätslösungen, die darauf aufsetzen können. Später am ersten Tag, im zweiten Teil, haben wir den Schwerpunkt auf Daten als Befähiger verlagert – sie sind die zweite Ebene der Infrastruktur in der Zukunft der Mobilität.

Zu Beginn des zweiten Tages wurden Möglichkeiten zur Nutzung beider Infrastrukturen erörtert, wobei verschiedene Geschäftsmodelle vorgestellt wurden, die beide nutzen. Zu guter Letzt hat die Konferenz einen Blick in die Zukunft geworfen – genauer gesagt in die autonome Zukunft. „Gerade der Ungewissheit der Zukunft kann nur mit einem intensiven Dialog begegnet werden, daher bin ich sehr froh, dass wir so viele Perspektiven in die beiden Konferenztage eingebracht haben“, resümiert Alexander Rauscher (Managing Partner, accilium).

6 wichtige Erkenntnisse der MaaS Conference Vienna 2019

Dieser Handlungsstrang erwies sich als Schlüssel zum Lernen vieler wichtiger Botschaften während dieser zwei Tage. Eigentlich viel mehr als die SECHS, die wir als Schlüsselbotschaften nennen möchten:

  1. Es handelt sich um ein Ökosystem, nicht um ein Egosystem – Sampo Hietanen
  2. Benutzererfahrung ist der Schlüssel zum Erfolg – Martin Essl  
  3. Bequemlichkeit und Datenschutz müssen Hand in Hand gehen – Clemens Wasner & Thomas Fuerstner
  4. Erst die Gesellschaft verändern, dann die Mobilität – Wolf Lotter 
  5. Chinas permanenter Wandel und unermüdliches Ausprobieren könnte für jeden einen zweiten Blick wert sein – Lorenz Führlinger 
  6. Man muss kein Aggregator sein, um erfolgreich zu sein – Marcus Spickermann

Die Hauptbühne mit Podiumsdiskussionen und Showcase-Präsentationen wurde in sieben so genannten Breakout-Sessions für die Teilnehmer praxisorientiert erweitert. „Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir die Hürde für die Teilnehmer senken können, um an der Diskussion teilzunehmen“, so Angelika Rauch (CEO, tbw research).

Die unterschiedlichen Themen wie Future City, Enabling Through Data oder Speed of Transformation gaben praktische Hinweise zu stark diskutierten Themen. In der Breakout-Session von Angelika Rauch wurde z.B. intensiv darüber diskutiert, wie eine gerechte und soziale Zukunft der Mobilität erreicht werden kann, immer mit dem Blick darauf, Frauen stärker einzubinden. Auch accilium hatte das große Vergnügen, einen Breakout zu veranstalten, um seine neueste Studie „Electric Vehicles: Verschmelzung von Automobil- und Energiewirtschaft“ gemeinsam mit DNV GL zahlreichen Interessierten vorzustellen.

„Ideen sind billig, die Umsetzung ist alles! – ist ein oft geäußertes Mantra – aber wir haben dafür gesorgt, dass die Teilnehmer in mehreren Breakout-Sessions engagiert an verschiedenen Themen arbeiten konnten“, so Peter Allan (Managing Partner, accilium).

Tag 1: Von Städten und Daten – 25. November

Abschnitt 1: Mobilität in der Stadt der Zukunft

Der erste Tag begann mit ein paar warmen Worten von Andreas Weber vom BMVIT, der Fragen zur nationalen Mobilitätsvision beantwortete, die den starken Wunsch hat, das bereits robuste Schienensystem in Österreich als Basis für die zukünftige Mobilität auszubauen und alle anderen Dienstleistungsprodukte, bei denen das Schienensystem nicht ausreicht, zu verbinden.

Es folgte die Keynote von Wolf Lotter, der einige tiefgreifende philosophische Fragen in die frühe Debatte einbrachte. Er plädierte für „einen Wandel in der Gesellschaft zuerst und in der Mobilität später“. Wenn mehr Menschen von zu Hause aus arbeiten, werden sich die Mobilitätsbedürfnisse dramatischer verändern als bei jeder anderen Maßnahme. Es gibt keine Rush-Hour, wenn man nicht gleichzeitig zur Arbeit kommen muss.  

Diese Denkweise wurde gleich im Anschluss in einem Interview von Georg Retschitzegger von accilium auf die Probe gestellt, der Akteure aus zwei führenden Städten im Bereich Mobilität, Madrid und Wien, an seiner Seite hatte. Julia Girardi-Hoog (Leiterin der Abteilung Soziales, Wiener Wohnen) und Sergio Fernandez Balaguer (Projektleiter, EMT Madrid) stellten dem Publikum spannende Projekte aus ihrem jeweiligen Umfeld vor: Sergio Fernandez Balaguer gab Einblicke in das anstehende stadteigene MaaS-Projekt in Madrid, während Julia Girardi-Hoog über Mobilitätsimplementierungen in sozialen Wohnplattformen in Wien sprach.

Nach einer kurzen Pause betrat Wolfgang Pell (CEO, Verbund Solutions AG) die Bühne und präsentierte seine Vision von mehr Platz in der Stadt, da Autos so viel Platz beanspruchen, und die dringende Notwendigkeit, die Infrastruktur insgesamt zu überdenken. 

Die Vormittagssitzung endete mit einer spannenden Podiumsdiskussion. Neben Alexander Hotowy (accilium) diskutierten Alexandra Reinagl (CFO, Wiener Linien), Eveline Steinberger-Kern (CEO, Blue Minds) und Michael Sattler (Head of Future Energy, OMV) über die zukünftigen Auswirkungen auf eine Stadt. Unter dem Motto „Wie können wir den Status als lebenswerteste Stadt der Welt halten?“ betonten die Teilnehmer die Wichtigkeit des gemeinsamen Handelns und die Bedeutung der öffentlichen Hand.

Abschnitt 2: Daten als Wegbereiter für Mobilitätslösungen

Nach der Mittagspause erlebten alle Teilnehmer einen aufrüttelnden 30-Minuten-Pitch für ein nahtloses Mobilitätserlebnis. Adam Vissing (VP Sales & Business Developmentm, IXOPAY) stellte dem Publikum die kühne Aussage vor: „Für wirklich nahtlose Kundenerlebnisse müssen Zahlungen verschwinden.“  

Der Nachmittag war gefüllt mit solchen Einsichten. In einer Interview-Session ging Leonhard Kühne-Hellmessen (accilium) mit Clemens Wasner (CEO, enlite.AI) und Thomas Fuerstner (CTO, Riddle & Code) in die Tiefe. Beide sind Experten für Künstliche Intelligenz bzw. Blockchain. Was diese beiden Mechaniker für die Mobilität der Zukunft in petto haben, war die Grundlage des Interviews. Noch wichtiger war aber die Frage an das Publikum „Was ist Ihnen wichtiger: Bequemlichkeit oder Privatsphäre?“. Wie sich herausstellte, stand es 50:50 und die Menschen sind immer noch unentschlossen, was sie bevorzugen. Aber die gute Nachricht ist, dass beide Redner hervorgehoben haben, dass in Zukunft beides Hand in Hand gehen kann. 

Nach der Kaffeepause hatte Reinhard Birke (CEO, Upstream) in seinem engagierten Vortrag eine schöne Botschaft zu verkünden: Das Hauptziel von Upstream ist es, ein diskriminierungsfreies Mobilitätsmanagement zu schaffen – von den Städten zu den Bürgern, nicht von den Unternehmen zu den Kunden.

Den Abschluss des Tages bildete eine Podiumsdiskussion zwischen Marcus Frantz (CIO, ÖBB), Martin Russ (CEO, Austriatech), Michael Kieslinger (CEO, Fluidtime) und Oliver Schmerold (CEO, ÖAMTC) und eines der Highlights der diesjährigen MaaS-Konferenz. Durch die Diskussion führte Christian Schneider (accilium). Das schlagkräftige Panel suchte nach dem richtigen Weg, dem richtigen Weg für Österreich in einer globalisierten Zukunft, mit der schieren Menge an verfügbaren Daten umzugehen. An einigen Stellen wurde es philosophisch, was einen organischen Rahmen für die Eröffnung des Tages durch Wolf Lotter bildete. Sich zu vernetzen – österreichweit – europaweit war die zentrale Botschaft von der Hauptbühne. 

Die Dating-Dame 

Der spannende erste Tag ist aber noch nicht zu Ende. Die Neuauflage einer Start-up-Pitch-Session mit dem legendären Moderator Christian Clerici im sehr gelungenen Rahmen von „The Dating Game“ war der perfekte Einstieg in den Networking-Abend.  Wie der Gastgeber Christian Clerici sagte: „Humor ist die Basis für Veränderung – er ist eine Voraussetzung, um eine Kultur zu etablieren, die Veränderung zulässt“.

Die Teilnehmer, die in einem Videoclip auf der Bühne zu sehen waren, befanden sich in bester Gesellschaft, denn kein anderer als Steve Jobs und Bill Gates sind 1983 in einem solchen Format aufgetreten, um über die Zukunft von Apple und Microsoft zu diskutieren.

Dem „Bachelor“ Gregor Stratil-Sauer (Referat Mobilitätsstrategie, Stadt Wien) wurden drei wunderbare Ideen von Christine Scharinger (CEO, Hydrofy), Robert Steinböck (Head of Moon, ALLMOBIL und Thomas Grimm (COO, S O NAH) vorgestellt. Alle Teilnehmer versuchten, das Herz von Herrn Stratil-Sauer zu erobern, indem sie ihre Ideen zur Biomethangewinnung aus natürlichen Quellen, einem öffentlichen Platz für Elektromobilität und Tech-Hub und dem sensorgesteuerten City-Scanning, um z.B. Live-Parking-Daten zu generieren, präsentierten. Es war ein spannender Wettbewerb, aber den Sieg nahmen Christine Scharinger und Hydrofy mit nach Hause!

Tag 2: Neue Geschäftsmodelle in der zukünftigen Mobilität – 26. November

Abschnitt 3: Geschäftsmodelle

Schon früh am Morgen war ein Weckruf dringend nötig. Stephan A. Jansen (Professor Karlsuniversität & CEO von BICICLI) betrat die Bühne mit einer selbsternannten „provokanten Umarmung“ und er lieferte!

Er eröffnete die Keynote mit der Aussage „Autos sind das neue Fleisch – und die neue Moral ist der wichtigste Faktor für oder gegen die Automobilindustrie“, was von allen folgenden Rednern und natürlich auch in den Kaffeepausen aufgegriffen wurde.

Als erster Showcase des Tages präsentierte Augustin Friedel (Intermodale Strategien, Volkswagen) die Zukunftsvision des Automobilkonzerns Volkswagen in Bezug auf Mobilitätsdienstleistungen. WeShare, der Carsharing-Dienst von Volkswagen, verfolgt eine einzigartige Strategie mit vollelektrischen Fahrzeugen.

Eine ganz andere Strategie verfolgte Martin Essl (Head of Austria, Uber). Er proklamiert Uber als Betriebssystem für den Alltag und zeigt die Strategie von Uber hin zu einem Mobilitätsanbieter weit über das Ride-Hailing hinaus.

Nach der Pause versuchte Sampo Hietanen (CEO, Whim), das Publikum für den Verkauf seines Autos zu gewinnen. Whim als Vollgas-Mobility-as-a-Service-Anbieter und Sampo Hietanen als MaaS-Pionier höchstpersönlich lieferten gute Argumente, den neu eingeführten Service in Wien zu nutzen.

Nach der Pause, die durch ein außergewöhnliches Roadtrip-Video mit Christian Clerici und Alexander Hotowy eingeleitet wurde, betrat Marcus Spickermann (CFO & Head of Growth, Volvo Cars Mobility) den Raum und gab einen Vorgeschmack auf das neu eingeführte Carsharing-Produkt „M“, das die Menschen in Stockholm überzeugen wird, indem es nicht als Aggregator, sondern als Partner im Alltag fungiert.

Spickermann blieb für die anschließende Podiumsdiskussion auf der Bühne, bei der er von Ingmar Höbarth (CEO, Klima- und Energiefonds), Martin Waldbauer (Prokurist, Taxi 31300) und Mario Eibl (CEO, Gleam) begleitet wurde. Durch das vielfältige Panel führte Ulrike Witzmann (CEO, The Change Journey). Unter dem Motto „Das Mobilitätsproblem bleibt ungelöst“ waren sich die TeilnehmerInnen einig, dass eine hohe Angebotsvielfalt in Zukunft von großer Bedeutung ist.

Abschnitt 4: Autonome Zukunft 

Zu Beginn des letzten Nachmittags der Konferenz wurde Paul Blaguss (CEO, Blaguss) von Christian Clerici auf der Suche nach Analogien zu Transformationsmustern in der Vergangenheit interviewt. Für eine erfolgreiche Zukunftsstrategie ist es notwendig, Freude an der ständigen Veränderung zu finden. Wie wir sagen würden, muss man „gebaut sein, um sich zu entwickeln“.

Direkt im Anschluss betrat Alexander Hotowy zusammen mit Lorenz Fürhlinger (COO Entwicklung Fahrwerk, Autonomes Fahren, AUDI) die Bühne, um die chinesisch-europäischen Implikationen zu beleuchten. Der Wandel Chinas vom Nachahmer zum Innovationsführer ist ebenso beeindruckend wie das im Interview präsentierte tiefe Wissen, das auf dem Aufbau des Audi-F&E-Zentrums in Hongkong und insgesamt auf vielen Jahren Arbeitserfahrung in China basiert.

Den Abschluss der beiden Tage bildete ein fantastisches Programm mit Fokus auf die Automobilindustrie, bei dem die zukünftigen Auswirkungen des autonomen Fahrens und die daraus resultierenden unterschiedlichen Geschäftsmodelle diskutiert wurden. Auf der Bühne wurden von Moderator Alexander Rauscher (Managing Partner, accilium) Jochen Stich (Head of Innovation, Porsche Holding), Jost Bernasch (CEO, Virtual Vehicle), Wolfgang Buschan (Director Industries & Applications, Scania) und Horst Bischof (Vizerektor, TU Graz) willkommen geheißen.

Die abschließende Podiumsdiskussion lieferte eine Fülle interessanter Urteile zur Zukunft der Automobilindustrie. Der Wandel und das autonome Fahren werden kommen, aber wird es in verschiedenen Wellen kommen? Es wird vielleicht nicht zuerst im städtischen Umfeld beginnen, sondern höchstwahrscheinlich bei Nutzfahrzeugen. Wenn sich diese Fahrzeuge und die damit verbundenen Dienstleistungen als erfolgreich erweisen, werden sich viele Möglichkeiten für Städte und zukünftige Geschäftsmodelle ergeben.

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