Entlang der österreichischen Wertschöpfungskette der Textilindustrie landen mehr als 80% der Abfälle im Restmüll und in der Verbrennung*. Angesichts der europäischen Klimaziele, des Ressourcenverbrauchs und gesellschaftlicher Trends ist dies ein akutes Handlungsfeld. Mit der Kreislaufwirtschaft liegt ein Konzept parat, das wirtschaftliche Effizienz und Nachhaltigkeitsziele miteinander verbindet.
Mit der Verabschiedung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes im Jahr 2018 hat die europäische Gemeinschaft beschlossen, nachhaltiger zu wirtschaften, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren und langfristig von einer Wegwerf- zu einer Kreislaufwirtschaft überzugehen. Wie die Umsetzung in Österreich genau aussehen soll, ist jedoch noch nicht ausreichend ausgearbeitet. Gemeinsam mit der Plattform Bioökonomie von ecoplus, der Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich, haben wir bestehende Geschäftsmodelle im Textilrecycling analysiert und Handlungsfelder für die Entwicklung der heimischen Wirtschaft hin zur Kreislaufwirtschaft identifiziert.
Im europäischen Vergleich kann Österreich im Bereich des Textilrecyclings und bei der Umsetzung von EU-Vorschriften derzeit nicht mithalten. Die Projekte in Österreich sind eher klein gehalten und gehen meist nicht über den Laborstatus hinaus. Länder wie Finnland oder Schweden sind hier einen Schritt weiter und haben bereits landesweite Initiativen gestartet.
Die Herausforderungen für österreichische Unternehmen im Textilrecycling liegen nach wie vor in der Sammlung, Sortierung und Verwertung sowie in einer weit verbreiteten Kostenintensität entlang der Wertschöpfungskette. „Der Preis für recycelte Fasern ist immer noch höher als der für ursprüngliche Rohstoffe“, sagt Alexander Rauscher, Managing Partner von accilium. „Zudem gibt es in Österreich keine eigenen Sortieranlagen, sondern diese werden in Billiglohnländer ausgelagert. Hinzu kommt die oft minderwertige Qualität der Alttextilien und der schwierige Zugang zu den Sammelstellen für Unternehmen. Dennoch ist eine Kreislaufwirtschaft im Recycling möglich, wenn die gesamte Wertschöpfungskette einbezogen wird.“
„Neue Geschäftsmodelle, die auf Nachhaltigkeit setzen, müssen gerade in der Anfangsphase auf technologische Vorteile wie KI setzen“, sagt Michael Weingärtner, Associate Partner & Lead Digital Process Excellence bei accilium. „Aber auch alteingesessene Unternehmen müssen sich die digitale Transformation zu eigen machen, um ihr Geschäft in eine wirtschaftlich nachhaltige Zukunft zu führen. Wir begleiten unsere Kunden auf diesem Weg mit der Implementierung digitaler Lieferketten, der Transformation ihres Geschäfts und dem Toolset digitaler Prozesse.“
„Unsere Studie zeigt, dass es in Österreich bereits erste Ansätze gibt und einige Unternehmen Recyclinginitiativen gestartet haben“, sagt Jennifer Duhs, Senior Associate bei accilium. „Allerdings gibt es derzeit kein Geschäftsmodell, das die gesamte Wertschöpfungskette abdeckt. Bestehende Geschäftsmodelle befassen sich hauptsächlich mit der Sammlung und dem Verkauf von Alttextilien, Downcycling und anderen Wiederverwendungsmodellen.“
Die Prognose zeigt, dass umsatzstarke Modemarken zunehmend unter Druck geraten werden, nicht nur durch die Regulierungsbehörden, sondern auch durch gesellschaftliche Trends. Daher wird die Nachfrage nach recycelten Textilien steigen. Die Verbraucher werden mehr und mehr Produkte mit Nachhaltigkeits- und Zero-Waste-Konzepten nachfragen. Und da auch die Abfallrahmenrichtlinie des europäischen „Green Deal“ verabschiedet wurde, muss der Anteil der recycelten Textilien schrittweise von 55 % im Jahr 2025 auf 65 % im Jahr 2025 steigen. Eine neue Ära für klimafreundliches Wirtschaften?
Alexander Rauscher
Managing Partner
Jennifer Duhs
Manager & Capability Lead Digital Marketplace
Michael Weingärtner
Associate Partner
*Quelle: RepaNet