Teil II: Wie passen selbstfahrende Autos in unsere Gesellschaft?

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Fahrerlose Autos, erneuerte städtische Verkehrskonzepte, neue Geschäftsmodelle rund um Mobilitätslösungen – die Diskussionen um eine autonome Zukunft bringen all diese spannenden Themen mit sich, so auch unsere MaaS-Konferenz im November 2019. Welchen Herausforderungen stehen Städte und Regierungen gegenüber? Welche technologischen Lösungen gibt es bereits und mit welchen Problemen sind die Fahrzeughersteller konfrontiert? Welche Rolle werden Daten und Datensicherheit einnehmen? Was bedeutet das autonome Fahren für jeden Einzelnen und unseren Alltag? Und wann und wie kommen wir in die autonome Zukunft?

Wir haben die Ideen, Gedanken und das Wissen über eine autonome Zukunft aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, die wir in unserer Serie vertiefen werden: Chancen und Herausforderungen in der autonomen Zukunft. In unserem ersten Artikel haben wir technologische Aspekte und Aussichten erörtert, aber jetzt sind wir bereit, das autonome Fahren aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

Auf der MaaS-Konferenz sprach Wolf Lotter, Keynote-Speaker und Essayist des Wirtschaftsmagazins brandeins, ein wichtiges Thema an: Unsicherheiten und Bedenken gegenüber neuen Technologien können zu großen Hemmnissen auf dem Weg zum Erfolg werden. Die lebhafte Diskussion auf der Konferenz führte uns zu einem interessanten Thema:

Beim autonomen Fahren geht es nicht nur darum, was wir tun können – was wollen wir tun?

Die Nutzung autonomer Autos, insbesondere fahrerloser Autos (Stufe 4 oder 5), geht mit einer massiven Übertragung von Verantwortung auf komplexe, komplizierte technische Lösungen einher, die nicht jeder von uns verstehen wird. Die Technologie wird eine enorme Anzahl von Entscheidungen treffen müssen, und die meisten Nutzer werden nie vollständig verstehen können, welche Entscheidungen für sie getroffen werden oder nach welchen Kriterien und Prioritäten Algorithmen arbeiten. Wenn man also die Verantwortung für das Fahren an das Auto selbst abgibt, müssen die Nutzer beim Einstieg in fahrerlose Fahrzeuge ein erhebliches Maß an Vertrauen in die Hersteller, ihre Technologie und die notwendige Infrastruktur aufbringen.

Der Gesetzgeber muss Regeln für AVs aufstellen. Ein wesentlicher Faktor, der derzeit den Verkauf von Level-3-Fahrzeugen behindert, sind die fehlenden Regelungen. Es muss klar definiert werden, unter welchen Umständen ein Auto die volle Kontrolle übernehmen kann, ob ein Fahrer fähig (Führerschein) und bereit (Hände am Lenkrad, Augen auf der Straße) sein muss einzugreifen und wie die Haftung im Notfall verteilt wird. Derzeit sind solche Gesetze noch nirgendwo auf der Welt umgesetzt worden.

Dabei geht es jedoch weder um die Technologie und die Bereitschaft der Nutzer, sich auf sie zu verlassen, noch um Haftungsfragen: Die Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Cybersicherheit (lesen Sie unseren Artikel über Cybersicherheit in der Automobilindustrie) häufen sich. Wie bereits erwähnt, benötigen autonome Fahrzeuge eine intelligente Infrastruktur und damit Städte „voller Sensoren und Tracker die eine Menge Informationen über jeden Bürger sammeln werden. Wem gehören diese Informationen? Wer kann auf sie zugreifen? Inwieweit werden grundlegende Dienstleistungen wie der Verkehr von der Herausgabe persönlicher Daten abhängen?“ [1]. Die Befürchtung, dass autonome Fahrzeuge gehackt werden könnten, oder die Tatsache, dass die Nutzer automatisch viele persönliche Daten an Regierungen, Technologieunternehmen oder Mobilitätsanbieter weitergeben werden, führen zu einer kontroversen Diskussion darüber, wie neue Technologien genutzt, aber auch die Nutzer und ihre Daten geschützt werden können.

Wenn Sie in unserer Artikelserie so weit gekommen sind, haben Sie bereits eine recht vielseitige Perspektive darauf gewonnen, warum wir autonome Fahrzeuge noch nicht in unserem Alltag nutzen können. Es wird aber auch deutlich, dass wir uns mitten in einem gewaltigen Wandel hin zu fahrerlosen Autos befinden, die unsere Lebensweise beeinflussen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass noch einige komplexe Fragen in Bezug auf die Gesetzgebung und die Haftung zu klären sind, bevor wir uns im Alltag voll und ganz auf autonome Fahrzeuge verlassen können – und was ist mit Ihnen?

Würden Sie Ihrem Auto Ihr Leben anvertrauen, heute oder morgen? Was denken Sie darüber, wie wir uns als Gesellschaft verändern müssen?

In unserem nächsten Artikel wollen wir uns nicht nur mit den technologischen und gesellschaftlichen Schwierigkeiten befassen, sondern Ihnen auch einige der spannenden Möglichkeiten und Ideen vorstellen, wie autonome Fahrzeuge Städte, Infrastrukturen und die Art und Weise, wie wir Mobilität in Zukunft nutzen und betrachten, gestalten und verändern können. Bleiben Sie dran! 

Weiter zum Artikel Part I: Is Autonomous Driving Really Ready for the Street?

Weiter zum Artikel Part III: Robo cabs in the city center – a not too far away scenario

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